183 Sekunden Handball-Wahnsinn - SCM nutzte eiskalt Kiels Blackout im Spiel

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"Unser Start ist dann ganz gut, wenn man nach den ersten vier Spielen 8:0 Punkte hat."

Seit gestern Abend ist für Trainer Bennet Wiegert und unsere Grün-Roten der optimale Auftakt in die neue Saison der LIQUI Moly Handball-Bundesliga perfekt. Nach zwei Heimsiegen gegen die Aufsteiger Balingen und Nordhorn und dem Auswärtserfolg zwischendurch in Lemgo gewann unser SCM nun auch den ersten Wahrsager der Saison mit 32:31 gegen Titelmitfavorit THW Kiel in der ausverkauften GETEC Arena. Abgezockt brachte die Mannschaft um Kapitän Christian O´Sullivan nach einer Auszeit die letzten 17 Sekunden über die Platte. Coach "Benno" Wiegert ist stolz auf sein Team nach dem 4. Sieg im 4. Spiel: "Die Jungs hatten Spaß. Sie wollten sich die Freude am Gewinnen nicht nehmen lassen. Wenn man am Ende als Sieger vom Feld geht, dann hat dieses Spiel Spaß gemacht. Kleinigkeiten haben dieses Spiel entschieden, denn der Handball lebt von Fehlern. Am Ende haben wir einen Fehler weniger begangen, als der THW Kiel. Für die einen wird es sicherlich kein schöner Abend, für uns schon, denn wir wollen diesen Sieg nun genießen. Es war ein Mega-Handballspiel, für uns ist ein Sieg gegen den THW alles andere als normal."

Handball-Magdeburg feierte, die Halle jubelte. In 183 Sekunden hatte unser SCM das Spiel auf Siegkurs gedreht. Vom 24:26 (46.) zum 29:26 (49.) in einem Handball-Wahnsinn. Kiel hatte den Kopf verloren, den Ball allein drei Mal abgegeben, den SCM zu Tempogegenstößen eingeladen und ist von unseren Grün-Roten brutal bestraft worden. "In so einem Top-Spiel sind es immer die Kleinigkeiten, die das Spiel entscheiden. Wir haben in der zweiten Halbzeit schwache Minuten von Kiel ausnutzen können und hauen fünf Treffer in Folge rein. Das war, wie das gesamte Spiel, für jeden von uns ein Adrenalin-Kick. Auch wenn es mal nach Fehlern oder verworfenen Siebenmetern (4, d.R.) nicht so lief, haben wir immer unseren Plan umgesetzt, ohne die Nerven zu verlieren", sagte SCM-Linksaußen Matthias "Matze" Musche cool.

Eine ganz symbolische Szene: Nach seinem eiskalt verwandelten Treffer zum 31:29 (57.) vom Punkt ging "Matze" auf Torhüter Tobias Thulin zu und zeigte dem jungen Schweden immer wieder an: "Einen gehaltenen Ball von dir brauchen wir noch." Und "Tobbe" parierte sofort, im Gegenzug netzte Daniel Pettersson zum 32:29 ein. Vorentscheidend. "Tobbe" Thulin kam nach 26 Minuten für Jannick Green (3 Paraden) ins Tor und hatte am Ende Riesenanteil, mit seinen 10 Paraden und überragender Fangquote von 43 Prozent, am Teamerfolg. Am Ende hielt sich der SCM so gegen den THW (Dario Quenstedt 9 Paraden, Niklas Landin 7) zwischen den Pfosten auf Augenhöhe. Aber in der 2 .Halbzeit war der SCM auf dieser Position im Vorteil, bei mehr geworfenen Toren in Unterzahl, mehr direkten Ballgewinnen in der Abwehr und mehr einfachen Treffern im Konter. "Es ist eine schmerzhafte Niederlage, weil wir bis zum Schluss gekämpft und alles gezeigt haben. Wir haben das Spiel für kurze Zeit aus der Hand gegeben, in der zweiten Hälfte zu viele Fehler zugelassen, die uns am Ende den Sieg kosten", analysierte THW-Trainer Filip Jicha den Handball-Thriller von Magdeburg.

Sky-Experte Stefan Kretzschmar analysierte: "Beide Mannschaften haben überragend gekämpft. Es gewinnt das Heimteam und ich finde, dass hat man auch in der Summe der Schiedsrichterentscheidungen gemerkt. Aber ich möchte nicht die Schiedsrichter attackieren. Kiel hat sehr stark dagegengehalten, aber dennoch dieses Spiel gegen Magdeburg verloren." THW-Weltstar Domagoj Duvnjak brachte als starke Abwehrspitze nach Umstellung der Kieler auf 3-2-1 Deckung in der 1. Halbzeit den SCM, um den bis dahin starken Michael Damgaard (5 Tore in der Anfangsviertelstunde), ein bisschen ins Wackeln. "Dules" Spielanalyse: "Ich muss dem SC Magdeburg zu diesem Sieg gratulieren. Jeder Zuschauer kann sich glücklich schätzen, dabei gewesen zu sein. Es war ein tolles Spiel. In der zweiten Halbzeit sind wir gut gestartet und lagen mit zwei Toren in Führung. Allerdings haben wir im Anschluss zu viele technische Fehler begangen, die Magdeburg ausnutzen konnte. Aber ich muss meiner Mannschaft ebenfalls ein Kompliment aussprechen, denn jeder Spieler hat bis zum Ende gekämpft."

Unser Coach "Benno" Wiegert hat seinen Jungs heute einen Tag freigegeben, um den Kopf freizubekommen. Am Montag geht die Vorbereitung auf die MT Melsungen los, am Donnerstag (19 Uhr live bei Sky) ist Bundesliga-Spitzenreiter SCM in Kassel wieder um Punkte auf der Platte.